Der Deutsche Meister kommt aus Schoonorther Sommerpolder.
In Ludwigshafen setzte sich wieder einmal die "Friesentechnik" durch.
Schoonorth / GL - Der eineinhalb Kilo schwere Ball mit Lederschlaufe
gehörte bis zu den 70er Jahren zur Grundausstattung eines Turnvereins.
Mittlerweile ist er von den meisten Sportanlagen verschwunden und aus dem Gedächtnis
vieler Athleten gestrichen. Das alte Turnspiel Schleuderball gehört zu
den vergessenen Sportarten. Und so ist der Deutsche Meister, der alljährlich
gekürt wird, nur in seiner Heimatgemeinde richtig berühmt. "Deutschland
sucht den Superstar. Wir haben ihn." Mit solch einem Transparent wurde
Dirk Taddigs aus Schoonorther Sommerpolder (bei Grimersum) kürzlich bei
seiner Rückkehr von den Deutschen Meisterschaften in Ludwigshafen empfangen.
Doch selbst für den 25-Jährigen ist der Titel, den er mit 69,58 Metern
erkämpfte, eher ein Nebenprodukt seiner Zweitsportart. Denn seine wahre
Leidenschaft ist das Klootschießen. "Schleuderball in der klassischen
Form wird in Ostfriesland nicht mehr betrieben", sagt Vater und Trainer
Eilert Taddigs. Bei diesem ursprünglichen Turnspiel standen sich früher
jeweils zwei Mannschaften gegenüber. Ziel war es, den Gegner mit weiten
Würfen bis hinter die Grundlinie des Feldes zurückzudrängen.
"Dieses Spiel gibt es nur noch in der Weser-Marsch", erklärt
Eilert Taddigs. Einzelne Anhänger des Schleuderball-Weitwurfs gibt es aber
noch verstreut im ganzen Bundesgebiet. In Ostfriesland haben die Klootschießer
diese Disziplin als ideale Ergänzung zum Friesensport entdeckt. Manch einer
der Zunft qualifiziert sich alljährlich für die Deutschen Mehrkampfmeisterschaften
des Deutschen Turnerbundes. Dort werden andere Traditionen ebenfalls noch gepflegt.
So stand in Ludwigshafen auch der Friesenfünfkampf auf dem Programm, der
aus Schießen, Degenfechten, Kugelstoßen, 1000-Meter-Lauf und Schwimmen
besteht. Die besten Chancen aber haben die Ostfriesen im Schleuderball-Weitwurf.
"Wir haben einfach die bessere Technik" behauptet Eilert Taddigs.
"Unsere Leute werfen von unten : wie beim Klootschießen."Die
bundesweite Konkurrenz hält an der klassischen Drehwurf-Technik fest, die
auch beim Hammerwerfen praktiziert wird. In Ludwigshafen setzte sich letztlich
wieder einmal der Friesenwurf durch. Dirk Taddigs distanzierte den zweitplatzierten
Thomas Nesgowitz (Villmar) um drei Meter. Die Nordlichter bereiten mit ihrer
Stilrichtung nicht nur der Konkurrenz arge Probleme, sie strapazieren auch das
Sportgerä. "Nach einem Wettkampf ist der Schleuderball meistens reif",
sagt Eilert Taddigs. "Da wirken so enorme Kräte, dass die Schlaufe
aus dem Ball reißt."
Der Deutsche Meister möchte seine Kräte künftig auch an stabileren
Geräten testen. Dirk Taddigs plant im nächsten Jahr Wettkämpfe
mit Hammer und Diskus. Da muss er sich allerdings umstellen. Denn bei diesen
Geräten kommt er mit der Friesentechnik nicht allzu weit.
Quelle:Â OZ-Online vom 11.10.2003
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